Baumklettertechnik

Wer sich über Klettertechniken oder sogar explizit über Baumklettertechniken informiert wird nicht viel darüber finden wie man ohne Hilfsmittel an Bäumen beziehungsweise Rinde klettern kann. Denn er wird auf  „Seilunterstützte Baumklettertechnik“ stoßen oder auf Klettertechniken die sich aufs Felsklettern beziehen. Um diese Lücke zu schließen und einheitliche Begrifflichkeiten zu etablieren gibt es im folgenden Abschnitt die erste Zusammenstellung von Klettertechniken, ohne Hilfsequipment, im Bezug auf Bäume.

Das Treesoloklettern

Baumklettern ist nicht wie Felsklettern. Einerseits wegen des Materials an dem geklettert wird andererseits, wegen der Form an der geklettert wird. Denn im Vergleich zum Baum ist der Fels zweidimensional.

Aber Baumklettern ist auch nicht gleich Baumklettern. Es sollte eigentlich eher Rindenklettern heißen, da bei dem Begriff Baumklettern meist an das technische „Bandschlingen-Steigeisenklettern“ oder die Seilunterstützte Baumklettertechnik gedacht wird. So wird hier im Verlauf beim hilfsmittelfreien Baumklettern, vom Treesoloklettern gesprochen. Wie es zu dem Begriff Treesoloklettern kommt ist in der Treesolophilosophie nachzulesen.

Doch bevor es in die Bäume geht kurz noch ein paar Worte zum betroffenen Medium BAUM. Denn: Baum ≠ Fels. Ein Baum lebt und unterliegt so auch gewissen Veränderungen, die ein Fels stoischer hinnimmt. Über die Jahreszeiten passt sich der Baum diesen an und hat über das Jahr verteilt unterschiedlich starke Äste. Bei starkem Wind können Äste herrausbrechen und bei langer Feuchtigkeit können sich Moosschichten bilden. Und schließlich wächst ein Baum. Das ist der Grund, weshalb vor jeder Routenbewertung eine Jahreszahl steht. (z.B. 11- 2 Astrein)

Also, bevor ein Baum erklommen wird, nimm dir ruhig die Zeit nehmen, die Hände an den Stamm zu legen, ein kurzes Zwiegespräch halten 😉 und sich auf Umstände und  den Baum einzulassen.

Palmenklettern:

Da dies eine Technik ist die beim Treesoloklettern eine wichtige Grundlage bildet soll dies als erstes behandelt werden. Bei dieser Technik werden die Hände möglichst weit um, bzw. hinter den Baum gelegt. Die Arme werden lang gelassen und die Hände sollten sich während der Ruheposition leicht oberhalb der Schultern befinden. Das Gewicht des Oberkörpers wird nach hinten verlagert. Die Knie werden schneidersitzähnlich nach außen abgespreizt, während die Füße von den Seiten Druck in den Baum geben. Hierbei liegen die ganzen Fußsohlen auf. Die Knie möglichst auf Hüfthöhe belassen. Bei gelungener Technik sorgen die entspannten Arme dafür, dass der Oberkörper am Baum bleibt. Das Körpergewicht drückt von oben die Beine in den Baum, so dass sehr wenig eigene Kraft eingesetzt werden muss.

Hier mal ein gutes Beispiel eines Palmkletterers.

Treesoloklettern:

Wer beim Palmenklettern schon Erfahrung gesammelt hat, ist jetzt bei Bäumen mit größeren Umfang im Vorteil. Denn: Treesoloklettern ≠ Felsklettern. Dies ist eine wichtige Sache, die man sich immer wieder in Erinnerung rufen sollte, da man beim  Treesoloklettern selten Horizontalgriffe findet. Und wenn man immer wieder danach sucht, vergisst man das Wesentliche: Die Beine. Die Arme, die jetzt warscheinlich nicht mehr ganz um den Baum reichen, sollten trotzdem möglichst weit nach hinten in Kopfhöhe gesetzt werden. Sie dienen meist nur dafür, nicht nach hinten weg zu fallen.

Die Füße

Auf diese sollte man sich beim Treesoloklettern, genau wie beim Felsklettern, besonders konzentrieren. Welche barfuß auf der Rinde auch einen erstaunlich guten Halt finden. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten zu treten.

Wichtig:

Bei allen Tritten gibt es drei gute Gründe bei der Belastung des Fußes darauf zu achten, immer mit Druck in den Baum zu stehen. So ist erstens gewährleistet, dass  eine wesentlich geringere Gefahr besteht, Rindenstücke herauszubrechen, zweitens, man mit oder ohne Rindenstückchen nicht so schnell abrutscht und drittens da man es gewöhnt ist die Füße stehend zu belasten, es also auch wesentlich Kraftsparender ist. Dies ist möglich in dem man Entweder versucht die Füße so zu setzen, dass sie gegeneinander in den Baum hinein drücken, oder man lehnt sich mit den Armen nach hinten und gibt frontal Druck mit beiden Füßen in den Baum.

Fußgewölbetritt:

Bei relativ glatter Rinde ist es ratsam, den ganzen Fuß aufzusetzen und sich mit der weichen Innenfläche an die Rinde „anzuschmiegen“. Um so mehr Haut hierbei die Rinde berührt, desto mehr Reibung, also Halt, hat man. (Im Bild unten)

Reibungstritt:

Ist die Rinde rauher, kann mit Druck auf die Fußballen, Zehen oder Fersen ausreichend Halt gefunden werden. (Im Bild oben) Hierbei ist es hilfreich den Oberkörper nach hinten zu verlagern um mit dem Körpergewicht den Druck und somit den Halt zu erhöhen.

Ballentritt oder Zehenkrallen:

Bei strukturierterer Rinde besteht oft die Möglichkeit, den Großzehenballen, bei nach außen rotierten Fuß, in einen Riss oder auf hervorstehende Rinde zu pressen. Hierbei ist auch wieder die Weichheit des Fußes auszunutzen. Wer genug Kraft in den Zehen hat, kann sich auch mit denen in der Strucktur festhalten. Oft reicht der große Zeh aber aus. Ein bisschen Baarfußlaufgewöhnung ist hier sehr von Vorteil. Es ist bei diesem Tritt jedoch explizit darauf zu achten den Oberkörper nach hinten zu verlagern und genügend Druck in den Baum zu geben am die Borkenstruktur nicht vertikal zu belasten. Zu Sicheren und  Kraftschonenden Klettern.

Stemmsitz:

Die Ruheposition beim Treesoloklettern an dünneren Bäumen. Eine gewisse Beweglichkeit in den Hüften ist hier sehr von Vorteil. Dies ist eine Fähigkeit, die beim Treesoloklettern wesentlich ist, da über diese Technik sehr kraftsparend geklettert und pausiert werden kann. Die Füße werden links und rechts an den Baum gesetzt. Das Gewicht des Körpers wird nun über die Beine so umgeleitet, dass ein Druck in den Baum entsteht. Die Muskulatur wird nur genutzt um die Beine in Position zu halten, denn die eigentliche Haltekraft kommt durch das eigene Körpergewicht.

Beinklemme:

Die beim Palmklettern erlernte Technik muss hier ein bisschen abgewandelt werden, ist jedoch immernoch essenziell, um an astreinen Bäumen halt zu finden. Es ist zwar nicht mehr möglich, in eine sitzende Ruheposition zu kommen, trotzdem kann man, wenn der Druck der Füße aufeinander zu läuft, an „Nichts“ mit Fußgewölbetritten stehen, um dann eine Hand  zu lösen. Dies wird natürlich schwieriger, umso größer der Baumumfang wird.

Hinterhaken:

Schließlich ist es gerade wenn man beim Klinken eine freie Hand braucht, wichtig, sicher und freihändig zu stehen. Hier kommt es einem zu Gute, wenn man auf einem kleinen Tritt steht, den anderen Fuß um den Baum zu legen, um so nicht nach hinten weg zu fallen. Die eine Ferse hookt hinter den Baum und der gegenüberliegende Arm greift hinter den Baum die so entstandene Diagonale gibt den zweiten Arm frei zum greifen oder klinken.

Die Hände

Denn ganz ohne die Hände geht es natürlich auch nicht. Doch sollten diese sich meist darauf beschränken, einen am Baum zu halten um nicht nach hinten weg zu fallen. Oben halten einen bestenfalls die Beine.

Hintergreifen:

Bei schmaleren Bäumen kann der Stamm komplett umgriffen werden. Während einer Ruhepositionen können die Hände hinterm Baum verschränkt werden. Die Hände sollten sich hierbei stets in Schulter- Kopfhöhe befinden.

Rindenkrallen:

Je größer der Baumumfang ist, desto schwieriger wird es natürlich ihn zu hintergreifen. Also müssen die Hände Halt in der meist vertikalverlaufenden Rinde finden. Wenn diese stark strukturiert ist, sollte das kein Problem darstellen. Ist sie es aber nicht, wie es bei Bruder Tuck der Fall ist, müssen die Finger mit den kleinsten Rillen vorlieb nehmen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Hände weit um den Baum herum greifen, um möglichst noch etwas von der Rundung mitzubekommen und so durch Innendruck schlechte Griffe wett zu machen.

Astwulstgriff:

Dies sind ehemalige Astüberreste die wulstartig verwachsen sind und somit auch als Henkel dienen können. Dies ist etwas, was man bei Borken und Clear Routen nur selten finden wird.

Stemmgriff:

Die eine Hand hintergreift den Baum in Schulterhöhe, während die zweite Hand sich in Hüfthöhe gegen den Baum stemmt. Auf diese Weise kann man beide Füße freibekommen und höher setzen.